Nationalpark Hohe Tauern

Symposium und Festveranstaltung
100 Jahre Albert Wirth


Vor 100 Jahren verkauften die Schwestern Aicher v. Aichenegg dem Alpenverein die gesamte Pasterze, den schönsten und längsten Gletscher der Ostalpen, und ihre Randerhebungen mit dem höchsten Berg Österreichs, dem Großglockner. Den Kaufpreis dafür stiftete der Holzindustrielle Albert Wirth, der damit den Grundstein für die Errichtung eines Naturschutzparks legte. Seinem Weitblick ist es zu verdanken, dass dieses eindrucksvolle Gebiet samt Großglockner und Pasterze erhalten und vor weiteren Erschließungsplänen verschont werden konnte. Wirth und der Alpenverein sind seither mit der Entstehungsgeschichte des Nationalparks Hohe Tauern untrennbar verbunden.


 Zu seinen Ehren lud der Nationalpark Hohe Tauern und der Österreichische Alpenverein am 5. November zu Symposium und Festveranstaltung nach Villach.

„Vor 100 Jahren haben Visionäre ein einzigartiges Naturgebiet gesichert – eine Leistung, die für uns und unsere Zukunft von großer Bedeutung ist. Heute sehen wir, besonders deutlich an der Entwicklung der Gletscher, wie sich menschliches Handeln Umwelt und Natur auswirken kann. Umso mehr ist es Aufgabe einer verantwortungsbewussten und in die Zukunft blickenden Politik, ihrerseits alles zu tun, damit wir unseren Kindern und Enkeln und vielen nachkommenden Generationen eine intakte Umwelt in einem lebens- und liebenswerten Kärnten hinterlassen. In diesem Sinne: Mögen uns noch viele Albert Wirths beschieden sein!“, so Landeshauptmann Peter Kaiser.

„Wir feiern heuer das 100-jährige Jubiläum eines unserer mächtigsten Naturjuwele! Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, die sich in der Vergangenheit für den Nationalpark Hohe Tauern eingesetzt haben und nun an der partnerschaftlichen Weiterentwicklung mitwirken!“, so Nationalparkreferentin Sara Schaar.

Herzlich bedankt wurden als Nachfahren von Albert Wirth dessen Schwiegertochter Helga Wirth, Enkelin Dorothea Gruber und Urenkel Georg Kohlfürst. Villachs Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner und Klaus Dalmatiner von der ÖAV-Sektion Villach begrüßten die Festgäste. Johann Schreiner von der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz in Niedersachsen hielt einen Festvortrag zum Thema "Naturschutz - integraler Bestandteil einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Entwicklung". ÖAV-Präsident Andreas Ermacora sagte, dass das ÖAV-Satzungsziel, die Ursprünglichkeit und Schönheit der Bergwelt zu bewahren, genau der Vision Albert Wirths entspreche.

Verantwortung als größter privater Grundeigentümer im Glocknergebiet

„Als Bergsteigerverein existierte der Alpenverein seit ungefähr 50 Jahren, als er 1918 erstmals Verantwortung für ein Gebiet übertragen bekam, das später Teil des größten Nationalparks in den Alpen werden sollte. Mit dem Grunderwerb verpflichtete er sich seinem Gönner Wirth gegenüber, das Glocknergebiet als Naturschutzpark der Zukunft zu erhalten. Wir sind sehr stolz darauf, als größter Grundeigentümer im Nationalpark Hohe Tauern und Naturschutzorganisation dieses Versprechen bis heute einzuhalten und mitgestalten zu dürfen“, erklärt der Präsident des Alpenvereins, Dr. Andreas Ermacora.

Unterschutzstellung einer einzigartigen Hochgebirgslandschaft

Vor genau 100 Jahren hatte der Holzindustrielle Wirth, der einfaches Mitglied der Alpenvereins-Sektion Villach war, den Verkauf des insgesamt 4.072 ha großen Areals im Bereich des Großglockners an den damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenverein vermittelt. Wirth hatte den Wert der einzigartigen Hochgebirgslandschaft erkannt und wollte sie für künftige Generationen bewahren. Im Österreichischen Alpenverein sah er dabei einen wichtigen Verbündeten.

Dass die Angst vor der Zerstörung des Ökosystems nicht von ungefähr kam, zeigen Pläne, die Anfang des 20. Jahrhunderts gewälzt wurden. Da war von Hotels, Seilbahnen, Straßen und Parkplätzen die Rede. Um diese Idee zu verhindern, richtete die Fachstelle für Naturschutz des Landes Kärntens 1932 die dringende Empfehlung an den Alpenverein, der Unterschutzstellung dieser Flächen zuzustimmen. Seit 1935 ist das gesamte Areal des Alpenvereins ein Naturschutzgebiet. Damit war auch der erste Schritt auf dem Weg zum Nationalpark Hohe Tauern getan.

Fotos: © Nationalpark Hohe Tauern/Karlheinz Fessl/Stefan Reichmann

 


Geschrieben von
Elfriede Oberdorfer

06.11.2018